Ines Dohnke, Schulentwicklungsberaterin

Ich habe an der Facilitation Academy vor Kurzem die Ausbildung zur Facilitatorin abgeschlossen. Zuvor hatte ich 2018 durch Empfehlung einer Kollegin am Seminar „Interne Prozessbegleitung“ teilgenommen.
Als Schulentwicklungsberaterin hatte ich bereits viele Erfahrungen mit unterschiedlichen Methoden wie Open Space, World Café, Appreciate Inquiry etc. gesammelt. Gleichzeitig hatte ich jedoch immer das Gefühl, dass all diese Methoden nur einzelne Puzzleteile waren und etwas Entscheidendes fehlte: nämlich ein großer, übergeordneter Rahmen, ein gemeinsamer Grundgedanke und eine grundsätzliche Haltung, die es braucht, wenn man Menschen bei einem Prozess begleiten will. Zugleich stieß ich bei den einzelnen Methoden immer wieder auf Widersprüche, die ich besser verstehen wollte: etwa die Erfahrung, dass ein und dieselbe Methode – z.B. Open Space – bei zwei verschiedenen Menschen völlig unterschiedlich ablaufen kann. In diesem Zusammenhang war für mich Juttas Blick auf das Problem sehr erhellend: während ich Vorbehalte gegenüber der Methode als Ursache vermutete, war Juttas Überzeugung sinngemäß, dass die Haltung als Begleiterin des Prozesses entscheidend ist und Menschen nicht Widerstand per se zeigen, sondern sich gerade an verschiedenen Punkten der Veränderungskurve befinden.

Einige Erfahrungen waren für mich in der Facilitation-Ausbildung besonders entscheidend: zum einen, wie wichtig es ist, einen Container aufzumachen, der genügend Raum und Zeit gibt, damit die Menschen sich trauen, sich zu zeigen – und dann zu sehen, dass es funktioniert. Zum anderen habe ich früher dem Raum nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Nachdem ich jedoch während der Ausbildung erlebt habe, wie Jutta den Raum gestaltet, würde ich selbst heute eine Veranstaltung nur noch in einem möglichst schön gestalteten Raum durchführen, in dem auf keinen Fall Blumen fehlen dürfen.

Anfangs habe ich mich schwer getan mit der Körperarbeit, mit dem häufigen Einsatz von Musik und Bewegung bei der Ausbildung. Der Sinn der vielen Körperübungen leuchtete mir jedoch ein – nicht nur, weil Bewegung ein integrierter Teil der Ausbildung war und immer gut verständlich angeleitet wurde, sondern weil es entscheidend ist, wie man sich im Raum bewegt oder mit welcher Körperhaltung man Menschen begegnet.

Alles, was ich während der Ausbildung gelernt habe, habe ich sofort ausprobiert. Und auch wenn es natürlich mit der Umsetzung noch nicht immer optimal lief, hat sich trotzdem alles in der Praxis meiner Arbeit bereits bewährt!

Drei der neu gelernten Methoden sind für mich besonders wertvoll:

  • Check In: es ist so wichtig, den Menschen Zeit zu geben, anzukommen, alles andere draußen zu lassen, und zu fragen, wie es ihnen geht.
  • Seid Ihr bereit für den nächsten Schritt? Diese Frage ist sehr ernst gemeint im Sinne einer Einladung an die Teilnehmenden, offen anzusprechen, wenn es noch etwas zu klären gibt, vor allem aber in dem Sinne, dass sie selbst Verantwortung übernehmen dürfen und sollen.
  • Circle: er ist das machtvollste Instrument des Dialogs, indem es zunächst darum geht, alle der Reihe nach zu Wort kommen zu lassen, so lange es nötig ist, sich gegenseitig zuzuhören, ohne unmittelbar auf das Gesagte zu reagieren, und damit zu verstehen, was der/ die andere denkt. Zuhören und verstehen als Voraussetzung für echten Dialog.

Jutta Weimar und die Facilitation Academy in wenigen Stichworten:

  • gelebte facilitative Haltung
  • hohe Professionalität
  • prinzipielle Neugier und Wissbegier
  • der Wunsch, sich weiterzuentwickeln ist immer spürbar

Die Facilitation Academy empfehle ich für alle Menschen, die spüren, dass es eine andere Form der zwischenmenschlichen Kommunikation geben muss, nämlich den Dialog; außerdem empfehle ich sie für Menschen, die den Wunsch verspüren, mit offenem, neugierigem Blick auf sich und das eigene Handeln zu schauen; und ganz besonders für Menschen, die Führungsverantwortung übernehmen.

Alle aus dem Team der Facilitation Academy verkörpern eine Haltung von grundsätzlicher Wertschätzung und zeichnen sich durch hohe fachliche Kompetenz aus. Und bei allen merkt man, dass ihre Haltung nicht allein aus dem Lehrbuch stammt, sondern dass sie auf praktischer Erfahrung beruht und gelebt wird.

Bei Jutta war es jedoch weit mehr als das: sie hat sich zusätzlich immer wieder Zeit genommen, um mich zu coachen, wenn ich ein Seminar geplant habe und mir noch nicht ganz sicher war, wie ich es genau durchführen sollte. In ihrer Beratung ging es nie einfach darum, mir zu sagen, was ich wie tun solle, sondern immer um die Frage: was passt zum Prozess und zu mir? Und wie finden wir gemeinsam eine passende Lösung für mein Anliegen?
Damit ging Juttas Engagement deutlich über die Ausbildung hinaus, vielmehr habe ich sie als wahre Mentorin erlebt. Insgesamt ist die Facilitation Academy für mich ein temporäres, zweites Zuhause geworden!

 

Ines Dohnke ist Lehrerin, Mediatorin und Schulentwicklungsberaterin. Sie ist fachliche Koordinatorin der regionalen Fortbildung im Verbund 2 in Friedrichshain/ Kreuzberg und in diesem Verbund unter anderem zuständig für die Betreuung der Beraterinnen und Berater für Schulentwicklung und Ganztag. Beruflich war sie während der letzten Jahre nicht nur mit den besonderen Herausforderungen sogenannter Brennpunktschulen konfrontiert, sondern auch mit denen der Fusionierung einer Haupt- und Realschule zur Integrierten Sekundarschule.
Was sie in der Facilitation Ausbildung gelernt hat, kann sie täglich anwenden und es hat ihre Arbeit stark beeinflusst. Im Moment sind ihre Schwerpunkte die Begleitung von erweiterten Schulleitungen, Klausurtage für Führungskräfte des mittleren Management an Schulen und die Weitergabe des Gelernten in mehrtägigen Workshops.