Facilitation Academy | Facilitating Leadership

Mit Liberating Structures kühnste Ideen entwickeln und die Energie nach Vorne bringen

Die Liberating Structures (LS) befähigen jede Art von Gruppe, schnell und unter Beteiligung aller Anwesenden im Raum zu neuen Ideen, Erkenntnissen und Handlungsansätzen zu kommen, und damit das zu erreichen, wonach so Viele suchen: eine Basis für Kollaboration, Kooperation und gemeinsam getragene Wege in die Zukunft zu schaffen.

Ich lernte die LS vor einigen Monaten kennen und bin – nach anfänglicher Skepsis – mittlerweile sehr begeistert, wie sie wirken. Sie ergänzen unsere Arbeit als Facilitator in besonders passender Weise, da sie allesamt sehr stark dahingehend entwickelt wurden, eine klare Struktur herzustellen und alle Anwesenden zu beteiligen – was ja auch das Herzstück des Facilitation ist!

Hier möchte ich ein aktuelles Beispiel mit euch teilen:
In einem Follow Up, der acht Wochen nach einer Unternehmenskonferenz stattfand, ging die Stimmung trotz einiger bereits gut verlaufener Vorhaben – die von den Mitarbeiter*innen selbst umgesetzt wurden – immer wieder nach unten.

Vorherrschend im Raum waren Stille und ein Zurückhalten von Gedanken, ein lähmendes Gefühl von Ideenlosigkeit und Machtlosigkeit. Wenn etwas gesagt wurde, dann waren es mutlose Äußerungen wie: „Das sind doch nur kleine Maßnahmen, aber das große Ganze packen wir damit nicht an.“

In dieser Situation habe ich – spontan und entgegen meinem ursprünglichen Plan – die Liberating Structure 25/10 Crowd Sourcing (etwas abgewandelt) angewendet, bei der es darum geht, in maximal 30 min. die kraftvollsten und zugleich am besten umsetzbaren Ideen in einer Gruppe hervorzubringen, sie anschließend zu sichten, zu sortieren und für die Umsetzung vorzubereiten.

Ich lud die Teilnehmenden ein, indem ich fragte: „Welches ist meine kühnste Idee, die es uns ermöglicht, unser Potential zu entfalten und einen entscheidenden Schritt weiter zu kommen?“

Zunächst notierten die TN einzeln eine Idee auf eine Karteikarte, anschließend gingen sie durch den Raum und tauschten verdeckt die Karten aus. Dann – auf mein Zeichen hin – taten sie sich jeweils zu zweit zusammen, um sich in einem zweiminütigen Gespräch über die Ideen auf der Karte, die sie nun in den Händen hielten, auszutauschen und gemeinsam insgesamt 7 Punkte auf die beiden Karten zu verteilen. Auf dieselbe Weise machten wir insgesamt 5 Runden in wechselnder Zusammensetzung. Die Punkte auf den Karten wurden dann zusammen gerechnet.

Anschließend wurde zunächst die Idee mit der höchsten Gesamtpunktzahl vorgetragen, danach die mit der zweitbesten Wertung usw., bis die zehn besten Ideen vorgestellt waren.

Hier sind ein paar der am höchsten bepunkteten Ideen …

  • ½ freier, kreativer Tag im Monat, um aus dem gefühlten „Hamsterrad“ raus zu kommen
  • in den Schuhen der Anderen: jeder aus dem Direktorium sollte mal einen Tag im Lager/ Service etc. verbringen
  • Lob/ Kritik direkt ansprechen bei der Person, die es betrifft
  • flexible Arbeitszeiten/ Vertrauensarbeitszeit einführen
  • Akademie für Mitarbeiter*innen entwickeln

Die Punkte wurden anschließend geclustert, es erklärten sich Menschen bereit, sich für die Umsetzung der Ideen einzusetzen und erste Schritte wurden vereinbart – gemeinsam mit Geschäftsleitung, Führungskräften, Mitarbeiter*innen und Betriebsrat.

In der abschließenden Runde haben viele der Mitarbeitenden ihre Überraschung geteilt, wie viel „Kraft nach Vorne“ in so kurzer Zeit entstanden ist. Für mich war offensichtlich, dass die Energie im Raum sich komplett verändert hatte.
Und das alles geschah innerhalb von nur 12 Minuten!

Mein Fazit: Die Methode wirkt auf vielen Ebenen:

  • Alle werden mit einbezogen und beteiligen sich
  • es gibt Bewegung, Begegnung und Spaß – das lockert nicht nur auf, sondern kann auch dabei helfen, den eigenen Standpunkt zu erweitern/ zu ändern
  • durch die Diskussion zu zweit und die Entscheidung, wieviele Punkte jeweils auf die einzelnen Karten vergeben werden, wird immer wieder im Kleinen „Sinn“ entwickelt
  • die Idee wird von der Person entkoppelt, dadurch kann sie im Verlauf der Runden und am Schluss „objektiver“ beurteilt werden

Danke für die tolle Entwicklungsarbeit und das freie Teilen der Strukturen!

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