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Es sind die kleinen Dinge, die den Raum für Großgruppen ermöglichen

Vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit, bei einem Open Space im Hintergrund mitzuwirken. Es waren nicht die grossen Dinge, die ich mir beim Miterleben in mein Moleskinbuch geschrieben habe, sondern die kleinen. Sie haben beobachtbar einen Unterschied dargestellt, wenn es darum ging, die Grossgruppe zu begleiten.

Als Vielrednerin und Schnellsprecherin bin ich in meiner Wortwahl zwar nicht unbedacht, spreche aber manchmal, bevor mir bewusst ist, wie wirkungsvoll gewisse Worte sein können. Was es bei den Teilnehmenden bewirkt, wenn sie eingeladen anstatt aufgefordert oder gebeten werden, wenn sie Anliegen und erst am Schluss Vorhaben sammeln oder eine Abendrunde und keine Schlussrunde auf dem Programm steht, wurde eindrücklich sichtbar. Die Haltung der neutralen Prozessbegleitung, «es» wirklich so zu meinen und «es» genauso zu sagen, fand ich bedeutungsvoll. «Welchem Anliegen wollen Sie ein Herz, Flügel oder Füsse geben» hört und fühlt sich nämlich definitiv anders als, als «über welche Themen wollen Sie reden».

Einige Teilnehmende haben in der Schlussrunde gesagt: „Es war so schön, nicht immer pünktlich sein zu müssen oder einfach aufstehen zu können und sich einen Kaffee zu holen». Diese Lebendigkeit zuzulassen heisst, in aller Demut nicht die Menschen steuern zu wollen, sondern sich als Begleiterin für den Prozess verantwortlich zu fühlen. Dies war sehr schön erlebbar, als nach der Einführung in den Open Space die Anliegensammlung begann. Es war wie in einem bunten indischen Tempel, vielleicht nicht ganz so laut. Einige Teilnehmende haben sich im Sitzen in kleinen Gruppe unterhalten oder sich beim Pausenbuffet den ersten leckeren Kuchen geschnappt. Andere haben für sich nachgedacht und nochmals andere haben bereits ihre Anliegen vorgetragen und angepinnt.

Bei einer Morgenrunde hat eine Teilnehmerin geäussert, sie verstehe noch immer nicht ganz, was diese Schmetterlinge und Hummeln unterscheide. Jutta Weimar gab die Frage direkt an die Gruppe weiter. Es ging 2-3 Minuten und die Dame war ganz zufrieden, sie hatte nun verstanden. Wie wichtig diese innere und äussere Ruhe in der Begleitung ist, zum Beispiel zu warten, bis sich nach dem Gong die Menschen hingesetzt haben, war für mich nochmals eindrücklich wahrnehmbar.

Auch die äussere Gestaltung, heisst Einrichtung der verschiedenen Räume, hat eine grosse Wirkung. Sind zum Beispiel die Flipcharts mit den Prinzipien und dem Gesetz der Mobilität so aufgehängt, dass alle sie sehen? Gibt es da, wo die Teilnehmenden sich zwischen Räumen bewegen, genügend Wegkennzeichnungen? Steht die Dokumentationswand da, wo auch das pausenlose Pausenbuffet steht, da, wo sich die Teilnehmenden in Ruhe die Dokumentation anschauen können? Sind die Stuhlkreise so gestellt, dass sie zu einem Dialog einladen? Es war eindrücklich zu sehen, wie stark die klaren Orte den Prozess gestützt haben, bzw. wie die verschiedenen Räume, Plätze, Orte genutzt wurden.

Mein Fazit: Präzise Raum- und Wortgestaltung im Aussen wie im Innen sind unglaublich wichtig. Danke Jutta, ich bin mit einem bunt eingepackten Geschenk, Notizen in Schriftform und Gefühlen im Körper nach Hause gegangen.

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